Die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge wird zu Überlastungssituationen führen

Dresden, 18.03.2022 - Derzeit sind in Sachsen ca. dreitausend ukrainische Flüchtlinge registriert. Bei dem nichtregistrierten Anteil der in privaten Strukturen aufgenommenen Menschen geht man nach Aussagen aus den Ministerien und der Einschätzung der Arbeiterwohlfahrt in Sachsen von der gleichen bis doppelt so hohen Anzahl aus.

stellvertretende AWO Landesvorsitzende
Simone Lang, stellvertretende AWO Landesvorsitzende

„Wir danken den vielen Mitarbeiter:innen in den Landratsämtern und Verwaltungsbehörden, die derzeit höchst engagiert das Ankommen und die Betreuung der ukrainischen Flüchtlinge organisieren. Trotz aller Anstrengungen müssen wir davon ausgehen, dass die Landkreise und kreisfreien Städte in Sachsen in Überlastungssituationen geraten“, so Simone Lang, stellvertretende AWO Landesvorsitzende. „Nicht alle hier bleibenden Flüchtlinge können in den Kommunen zeitnah in freie Wohnungen untergebracht werden. In der Folge müssen erneut Notunterkünfte aufgebaut, ausgestattet und mit hohem personellem Aufwand betreut werden. Noch unklare rechtliche Grundlagen, die fehlenden schnellen Zugänge nichtregistrierter Flüchtlinge zu einer medizinischen Versorgung und die nicht immer klaren Kostenübernahmen für Unterbringung und Betreuung verursachen Probleme, verunsichern Landkreise und Kommunen und damit auch die professionellen Hilfestrukturen der Wohlfahrtsverbände.“

Der AWO Landesverband Sachsen verweist darauf, dass in der jetzigen Situation die professionellen Aufnahmestrukturen des Freistaates in den zentralen Notaufnahmen und deren gesteuerte Verteilung hier bleibender Menschen an die Kommunen gestärkt werden müssen. Simone Lang; „Es ist absehbar, dass vor allem die drei großen Städte sonst schnell vor der Mammutaufgabe stehen werden, diese hier künftig lebenden Menschen in freien Wohnraum, in Kitas, in Schulen und in Sprachkurse zu integrieren. Diese Kapazitäten sind jedoch begrenzt. Eine gleichmäßige Verteilung auf alle sächsischen Kommunen entlastet die Sozialbehörden und unterstützt die Ankommenden am meisten. Mögliche Wohnangebote sollen direkt an die Kommunen und Landkreise gemeldet werden, damit diese eine schnelle Zuweisung vornehmen können“.

Die AWO bittet zugleich Kommunen und Landkreise, die bereits in den Sozialräumen angekommenen Menschen zügig vor Ort zu registrieren und nicht erneut auf die Reise nach Leipzig zu schicken. Vor allem Frauen mit Kindern, Älteren oder Menschen mit Behinderungen sollte man derartige Strapazen ersparen. Eine Registrierung kann auch in jedem Landkreis vorgenommen werden.

Die Kreisverbände der Arbeiterwohlfahrt stehen im engen Austausch mit den Landkreisen und bauen derzeit im kommunalen Auftrag Unterbringungseinrichtungen auf. Eingegangene Spenden werden vorrangig für die Ausstattungen von Wohnungen verwendet. Die AWO finanziert damit Kühlschränke, Waschmaschinen, E-Herde. Hilfesuchende sollen sich bitte vor Ort mit der AWO in Verbindung setzen. Die Beantragung und Ausgabe erfolgt über die Gliederungen des AWO Landesverbandes in Sachsen.

Simone Lang verweist darauf, dass die Aufnahme der ukrainischen Flüchtlinge alle Ebenen des sächsischen Lebens herausfordern wird: „Die Ankommenden werden zuerst erfasst, dann registriert und können somit Leistungen aus dem Asylbewerberleistungsgesetz beantragen. Diese Leistungen werden auf Konten der Empfänger überwiesen. Sparkassen und Banken können sich darauf einstellen, dass innerhalb kürzester Zeit dafür zwischen vier bis sechstausend Konten eröffnet werden müssen.“

Simone Lang abschließend: „Wir danken allen ehrenamtlichen Engagierten für die vielfältige Unterstützung. Ohne die vielen helfenden Hände würde es nicht gelingen, diese herausfordernde Situation zu meistern.“
Die AWO beschäftigt aktuell 14.392 Mitarbeitende, 5.879 Mitglieder, 1.640 Ehrenamtliche Mitarbeitende in 197 Städte und Gemeinden mit AWO Einrichtungen.

Insgesamt 51 Einrichtungen beschäftigen sich mit der Integration von Ankommenden (Migrationsfachdienste und Unterkunftsformen). In den letzten Tagen sind hierbei 7 Notunterkünfte und Inobhutnahmestellen hinzugekommen.

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Foto: Portrait von Simone Lang © Corina Ries