Aus dem Nähkästchen

Die Wende hat tiefgreifende Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Das Ende vieler großer Industriebetriebe in Karl-Marx-Stadt hat biographische Umbrüche mit sich gebracht, die jede und jeder Betroffene anders erlebt hat. Verlust der Arbeit, Veränderungen im Stadtgefüge und der privaten Lebenswelt prägen viele Chemnitzer: innen bis heute. Demgegenüber steht die Generation Z (Geburtsjahr 1997-2012), für welche die „Wende“ ein abstrakter Begriff ist, der meist keine tiefere Bedeutung besitzt. Damit einher geht oft ein fehlendes Verständnis füreinander, das oft von Vorurteilen geprägt ist.

Generationen im Wandel
Generationen im Wandel
Generationen im Wandel
Generationen im Wandel

Mit unserem Projekt bauen wir eine Brücke zwischen den beiden genannten Personengruppen und versuchen damit eine Form der Erinnerungs- aber auch Friedenskultur zu schaffen. Schließlich lassen sich viele gegenwärtige Spannungen auf gesellschaftliche Umbrüche wie die Wendezeit zurückführen, sei es auf privater, gesellschaftlicher oder politischer Ebene. Das Anerkennen der Lebensleistung älterer Menschen in Verbindung mit ihrer Persönlichkeit war für uns der Ausgangspunkt. Die Generationstandems, bestehend aus Jugendlichen und Senior: innen, legen die Basis für ein zukünftiges Miteinander, welches durch Toleranz und Empathie geprägt ist.

Die Schülerinnen der Klassen 10 und 11 vom Agricola-Gymnasium und die Senior:innen haben sich zu Beginn in einer Kick Off-Veranstaltung im Industriemuseum getroffen und kennengelernt. Hier haben sich auch die Generationen-Tandems gefunden, um anschließend die persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen zusammen zu tragen. Die Redewendung „aus dem Nähkästchen plaudern“ ist dabei als Anregung für den Projektarbeitstitel „Aus dem Nähkästchen“ naheliegend. Zumal die Textilindustrie in Chemnitz und der Region einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellte und teilweise heute noch ist. Begleitet wurden die Tandems von der erfahrenen Journalistin Margitta Zellmer. Sie fungierte als Mentorin, gab Tipps und fasste die entstehenden Interviews am Ende redaktionell zusammen.

Als Ergebnis sind sieben ganz unterschiedliche Porträts entstanden, welche die Persönlichkeiten und ihre Erlebnisse rings um die Wendezeit beleuchten. Die Roll up-Banner mit den Kurzporträts werden im Kulturhauptstadtjahr 2025 an verschiedenen Orten der Stadt präsentiert. Die vollständigen Texte finden Sie nachfolgend.